Im Fokus der Drishti

Vielleicht hast du schon während deiner Yogastunde das Wort “Drishti” gehört. Meistens wird dieser während Balanceübungen angewendet. Der Lehrer leitet dich an mit Sätzen wie “finde deinen Drishti” oder “nimm den Blick auf deine Hand, Wand, Boden, drittes Auge…”. Übersetzt heisst Drishti Fokus- oder Blickpunkt. Der Drishti hilft dir während der Yogastunde den Blick nach innen zu richten, aber auch gegen aussen die Konzentration zu behalten und präsent zu bleiben. Deshalb lohnt es sich diesen Drishti ein für allemal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Im traditionellen Yoga gibt es 9 Drishtis:

1 – Zur Nasenspitze– Nasagrai Drishti
2 – Zum Himmel – Urdva Drishti
3 – Zum dritten Auge – Brumadya Drishti
4 – Zur Spitze des mittleren Fingers – Hastagrai Drishti
5 – Zur Spitze des Daumens – Angusta Drishti
6 – Zur Rechten Seite – Parshva Drishti
7 – Zur Linken Seite – Parshva Drishti
8 – Zum Nabel – Nabi Drishti
9 – Zur Spitze des Zehs – Parshva Drishti

All diese 9 Drishtis findest du in den Yogaasanas wieder. Denn sie helfen den Fokus von Asana zu Asana zu behalten und dem energetischen Körper (Prana Körper) sich wieder neu zu orientieren.

Zum Beispiel beim Heraufschauende Hund (Urdha Mukha Svanasana), schauen wir auf die Nasenspitze (Nasagrai Drishti). In der Meditation und im Fisch (Matsayasana), nehmen wir den Blick auf das dritte Auge (Brumadya Drishti). Im Herabschauenden Hund (Adho Mukha Svansana) geht der Blick zum Nabel (Nabi Drishti). Zur Spitze des mittleren Fingers schauen wir während des Dreiecks (Trikonasana). In den meisten Vorwärtsbeugen nehmen wir den Fokus auf unsere Zehen (Parsva Drishti). Im Urdhva Hastasana, der ersten Asana im Sonnengruss, geht der Blick zu den Daumen (Angusta Drishti). Im Krieger 1 (Virabhadrasana I), geht der Fokus zum Himmel (Urdva Drishti).

Meine drei Tipps für den richtigen Drishti

  1. Während deiner Yogastunde behalte einen weichen Blick, sodass alles um dich verschwommen ist, jedoch dein Fixpunkt fixiert ist. Denke auch immer daran, dass es nicht nur der äussere Blick ist, sondern auch der Blick nach innen.

  2. Überanstrenge nie deine Augen, das Gehirn und den Körper während du auf der Suche nach dem Drishti bist. Vielmehr variiere mit den 9 Drishtis und lasse zu, dass du noch in der Entwicklungsphase einer Asana bist. Zum Beispiel geht der Drishti bei den meisten Vorwärtsbeugen auf die grossen Zehen. Für viele bedeutet das überdehnte Bänder. Anstatt den Drishti darauf zu erzwingen, lass ihn dort gleiten, wo sich Nacken und Rücken gut anfühlt oder beuge deine Knie in der Vorbeuge. Mit viel Übung kommt der richtige Drishti ganz natürlich.

  3. Falls du mit geschlossenen Augen immer wieder an das Drama in deinem Leben denkst, dann öffne lieber deine Augen und etabliere einen sanften äusseren Blick. Wirst du wiederum bei einem offenen Blick nur abgelenkt, dann schliesse deine Augen und besänftige deinen inneren Blick. Blick offen oder zu - das kannst du auch gut im Alltag anwenden.

Zum Schluss noch ein grossartiges Zitat von Guruji: “Yoga is an internal practice, the rest is just a circus.”

Viel Spass beim Drishti finden!

Eure Silvi

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